Newsletter TRANSFERkompakt September 2023
Thema: Vorgehensweise und Nutzen einer Bestandsaufnahme
Am Anfang des Aufbaus eines datenbasiertes kommunales Bildungsmanagements (DKBM) stehen viele Fragen wie: Was ist der Ist-Stand bei der Entwicklung einer bedürfnisorientierten Bildungslandschaft? Welche Daten liegen in den einzelnen Bildungsphasen bereits vor und welche Akteur:innen arbeiten in der Verwaltung an gemeinsamen bildungsbezogenen Themen? Auch wenn bereits DKBM-Strukturen aufgebaut sind, lohnt es sich den Ist-Stand zu erfassen und damit Schnittstellen zu anderen Fachbereichen zu identifizieren. Die folgenden Analysen geben Ihnen Orientierung, wie Sie den aktuellen Stand ermitteln und was die nächsten Schritte sein können, um ein DKBM nachhaltig zu implementieren.
Wann, warum und wie sollte eine Bestandsaufnahme erfolgen?
Eine DKBM-Bestandsaufnahme steht idealtypisch am Anfang des Steuerungskreislaufes und bildet die Basis für die weiteren Schritte. Ebenso ist es sinnvoll sich eine Übersicht zu verschaffen, wenn Sie neu in einer Verwaltung gestartet sind oder wenn Sie Ihren DKBM-Fortschritt zu bestimmten, festgelegten Zeitpunkt überprüfen wollen für den Abgleich eines Ist- und eines zu erreichenden Soll-Zustandes. Die Bestandsaufnahme kann sich dabei auf unterschiedliche Themen beziehen, beispielsweise kann erfasst werden:
- Welche aktuellen Datenbestände und Bildungsberichte vorhanden sind?
- Welche interne und externe Akteur:innen sich mit Bildung befassen?
- Welches Bildungsverständnis die Akteur:innen ihrer Arbeit zu Grunde legen?
Welcher Ist-Stand genau abgebildet werden soll, hängt direkt vom Erkenntnisinteresse ab. Definieren Sie vorab, was Sie wissen wollen und warum, um das Erkenntnisinteresse möglichst genau zu beschreiben. Aus Umfang und Detail der aufgestellten Fragen werden die nächsten Erhebungsschritte abgeleitet sowie mit den notwendigen Ressourcen hinterlegt, um die Erhebung entsprechend durchzuführen und die Ergebnisse zu interpretieren. Insbesondere, wenn inhaltlich voraussetzungsvolle Fragen untersucht werden sollen, ob beispielsweise das Bildungsverständnis der Akteur:innen der Idee des lebenslangen Lernens entspricht, ist es sinnvoll sich vorab in die dazugehörigen theoretischen Zusammenhänge einzuarbeiten und auf der Grundlage dieser Analyse eine entsprechende Methode auszuwählen. Außerdem sollten in diesem Schritt bereits bestehende Daten, die bei der Beantwortung der Fragestellung unterstützen, einbezogen werden.
Methodenauswahl
Sie wählen im nächsten Schritt ihre Methode1 aus. Diese kann sowohl quantitativ als auch qualitativ erfolgen.
- Quantitative Methoden: zum Beispiel standardisierte Abfrage der Bildungsdatenbestände der beteiligten Fachbereiche, Erfassung aller Bildungsakteure in einer Übersicht; in der Regel Auswertung mit Statistikprogrammen
- Qualitative Methoden: zum Beispiel (halb)offener Fragebogen, um das Bildungsverständnis von Akteur:innen zu eruieren, Recherche von Bildungsdiskursen in Zeitungen; Auswertung beispielsweise durch Dokument- und Inhaltsanalyse.
Je nach gewählter Methode ist diese vorzubereiten (indem zum Beispiel ein eigener Fragebogen erstellt oder recherchiert wird) und die Ergebnisse auszuwerten, zu interpretieren und ggf. zu präsentieren. Auch besteht die Möglichkeit mehrere Methoden anzuwenden und diese zu kombinieren („Mixed-Method-Ansatz“).
Tipp: Insbesondere, wenn Sie bei Ihrer Bestandsaufnahme Daten anderer Bildungsakteur:innen zusammentragen oder Interviews durchgeführt haben, ist es zu empfehlen nach der Erhebung die Ergebnisse den Teilnehmenden zu präsentieren oder zumindest schriftlich zusammenzufassen. Nutzen Sie die Auswertung als Kommunikationsanlass, um Netzwerke aufzubauen und um den Mehrwert der Bestandsaufnahme zu kommunizieren.
Bestandsaufaufnahme
Schritt | Vorgehen |
Erkenntnisinteresse definieren und Grundlage der Analyse identifizieren | Was ist das Ziel der Analyse? |
Grundlage der Untersuchung/Analyse | Mit welchen Konzepten/Theorien muss ich mich vorher vertraut machen? |
Datenehrhebung: | Quantitative Methoden: Umfrage, |
Interpretation und Darstellung der Ergebnisse | Darstellung möglich mittels:
|
Nutzen der Bestandsaufnahme für das Schnittstellenmanagement
Für den Aufbau eines Schnittstellenmanagements kann eine Bestandsaufnahme zu Beginn sinnvoll sein, um die relevanten Akteure einer Organisation zu identifizieren. Schnittstellen in einer Verwaltung ergeben sich dann, wenn an inhaltlich ähnlichen Themen gearbeitet wird, zum Beispiel bei dem Ganztagsausbau sind Schule und Träger der Jugendhilfe betroffen. Aufgabe des Schnittstellenmanagements ist es,
- Themen und Akteur:innen zu identifizieren und
- Ziele oder Aktivitäten an dem gemeinsamen Interesse auszurichten (zum Beispiel ein Qualitätsverständnis im Ganztag).
Für den ersten Schritt kann die Bestandsaufnahme genutzt werden.
Dies könnte wie folgt aussehen:
Schnittstellenmanagement
Schritt | Vorgehen |
Erkenntnisinteresse definieren und Grundlage der Analyse identifizieren | Mögliche Fragen: |
Grundlage der Untersuchung/Analyse | Mögliche Grundlagen sind:
|
Datenehrhebung: | Mögliches Vorgehen: |
Interpretation und Darstellung der Ergebnisse | Mögliche Darstellungen mittels: |
Im weiteren Prozess kann die Methode der Bestandsaufnahme auch genutzt werden, um Ziele und Maßnahmen in der Bildungslandschaft zwischen Akteur:innen wirksam abzustimmen. Diese können in einer Bildungsstrategie – bestehend aus Zielen und daraus abgeleitete Maßnahmen – festgehalten werden. Prozesse rund um Bildung in einer Verwaltung effizient und effektiv zu organisieren, wird durch dieses systematische Vorgehen unterstützt. Dadurch können Doppelstrukturen vermieden und kollaborativ an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet werden.
Fazit
Die Bestandsaufnahme ist eine geeignete Methode, um den Ist-Stand bezüglich verschiedener Fragestellungen des DKBMs in einer Verwaltung valide darzustellen. Die Ergebnisse dienen als Ausgangslage für eine zielorientierte Zusammenarbeit und sind Grundlage einer gelingenden Vernetzung.
Autorin: Melora Felsch, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen
WEITERE INFORMATIONEN:
1 Baur, Nina; Blasius, Jörg (2014): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien.