Newsletter TRANSFERkompakt Juni 2021
Thema: Beteiligung im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement.
Beteiligung steht im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement (DKBM) für das Einbeziehen verschiedener Akteure/Akteurinnen und deren Expertise im Bereich kommunaler Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsarrangements. Mithilfe unterschiedlicher Experten/Expertinnen, aber auch unter Einbezug der Bürgerschaft lassen sich gezielte und gesteuerte Kooperationen und Vernetzungsinitiativen planen und umsetzen. Diese schon in pandemiefreien Zeiten herausfordernde Aufgabe wird durch die Corona-Maßnahmen und die damit verbundene möglichst kontaktfreie Arbeit zusätzlich erschwert. Eine Alternative besteht im Verlegen der Beteiligungsformate ins Digitale. Wie das gelingen kann, zeigen wir im Folgenden anhand kommunaler Beispiele aus Niedersachsen und Tools aus dem Projekt „Zukunftskommune“.
Beteiligung in kommunaler Verantwortung
Wie bereits beschrieben gilt die Beteiligung der Bürger/-innen, von spezifischen Zielgruppen und von den Akteuren kommunaler Bildungsprozesse als wichtige Komponente in der Etablierung und Verstetigung von datenbasiertem kommunalen Bildungsmanagement (DKBM). Nur was meint unter diesen Vorzeichen Beteiligung im Bildungsmanagement? Remi Storck (2010) hat verschiedene Grundsätze gelingender Beteiligung in der Jugendhilfeplanung definiert, die hier auf eine strukturierte und in kommunaler Verantwortung ausgestaltete Bildungsplanung übertragen wurden.
Beteiligung im DKBM …
- … kann durch Bürger/-innen und Bildungsakteure/-akteurinnen aus eigener Initiative angestoßen werden oder durch Bestrebungen kommunaler Akteure/Akteurinnen mitinitiiert werden.
- … ist mit Prozessen im Rahmen von Bestandserhebungen, Evaluationen, Bedarfsermittlungen und (Weiter-)Entwicklungen zu bestimmten kommunalen Bildungsthematiken verbunden.
- … meint das aktive Mitgestalten von Prozessen, Strukturen und Verfahren, die über den Zuständigkeitsbereich einer einzelnen Bildungsinstitution hinausgehen und so Thematiken für die gesamte kommunale Bildungslandschaft diskutieren und bearbeiten (vgl. Storck 2010, S. 222).
Kommunale Praxisbeispiele aus Niedersachsen
In verschiedenen niedersächsischen Kommunen wurden bereits unterschiedliche digitale Beteiligungsformate durchgeführt – bei den folgenden Beispielen überwiegend zur Beteiligung verschiedener Bildungsakteure und -institutionen.
Die 1. Digitale Bildungskonferenz im Landkreis Emsland wurde am 01. Dezember 2020 unter dem Thema „Sprache und ihre Vielfalt“ veranstaltet und lockte mit bis zu 340 Zugriffen viele interessierte Bildungsakteure/-akteurinnen zu den unterschiedlichen digitalen Workshops und Vorträgen. Die Veranstaltung richtete sich an alle Akteure/Akteurinnen aus den Bereichen Kindertagesbetreuung, Schule, Erwachsenenbildung, Integration, Verwaltung und Politik. Thematisch ging es um den Spracherwerb und die Sprachkompetenz als wichtige Grundlagen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und als Gelingensbedingung für gesellschaftliche Teilhabe.
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Als „Grafschafter Bildungstag“ fand am 23. Februar 2021 unter dem Thema „Vielfalt bereichert“ die erste digitale Veranstaltung dieses Formates im Landkreis Grafschaft Bentheim statt, welche verschiedene Bildungsakteure/-akteurinnen zu einem spezifischen Thema einlud. Der Schwerpunkt dieser Veranstaltung lag neben der Weiterentwicklung von Fachlichkeit auch in der Entwicklung individuell gestalteter Bildungsprozesse. Ziel der Veranstaltung war es, die Teilnehmenden so zu beteiligen, dass sie innerhalb verschiedener Workshops neue Ansätze und Methoden kennenlernen, erproben und im gemeinsamen Austausch für ihre Arbeit adaptieren konnten.
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Der Landkreis Hameln-Pyrmont veranstaltete am 18.03.2021 das Online-Bildungsforum „Schule in Zeiten von Corona – Herausforderungen und Möglichkeiten“, das als Ersatzveranstaltung für die eigentlich in Präsenz geplante Bildungskonferenz des Landkreises konzipiert wurde. Organisiert durch das Bildungsbüro ging es darum, verschiedene Bildungsakteure/-akteurinnen miteinander zu vernetzen, um die pädagogischen Schwierigkeiten im Umgang mit der Corona-Situation zu analysieren und nach geeigneten Lösungen zu suchen. Thematisch wurde der Fokus vor allem auf die Erreichbarkeit und Unterstützung von benachteiligten Schülern/Schülerinnen unter den Umständen der Corona-Pandemie gelegt. Die Stärkung der Beziehungsdimension im schulischen Kontext wurde hier besonders berücksichtigt.
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Beteiligung im Rahmen des Projektes „Zukunftskommune“
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Zukunftskommune“ sollen Kommunen im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes handlungsfähig gemacht werden, um dieses aktuelle Thema bewusster in der kommunalen Praxis zu verankern. Zur Umsetzung dieser Zielvorstellungen werden verschiedene Beteiligungstools im kommunalen Raum etabliert, die Akteure/Akteurinnen aus unterschiedlichen Bereichen vor Ort, aber auch Bürger/-innen zur aktiven Mitgestaltung anregen sollen. Eines dieser Formate ist die sogenannte „TransformBar“. In dieser versammeln sich verschiedene Akteure/Akteurinnen aus unterschiedlichen Kommunen zu einer Diskussion und einem Erfahrungsaustausch zu einem vorher definierten Thema. So können im Rahmen dieses Austausches auch Themen im Bereich der Bildung, Betreuung und Erziehung im Mittelpunkt stehen. Es geht um die Etablierung und Verstetigung von Vernetzungen und Kooperationen zwischen den Kommunen untereinander, um so letztendlich Veränderungen hin zu einer attraktiveren Kommune anzustoßen. Im Austausch von Ideen und Konzepten, aber auch von aufgetretenen Problematiken und Herausforderungen, wird ein Lernen zwischen Kommunen angeregt, welche diese Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des kommunalen Raumes nutzen können.
Broschüre mit nützlichen Tools
Neben dem Tool der TransformBar gibt die Broschüre „Bürger*innen, Verwaltung, Lokalpolitik – Gemeinsam die Zukunft vor Ort gestalten“ einen Überblick zu weiteren Tools und Methoden, die bereits erfolgreich in kommunalen Beteiligungsformaten angewendet wurden. Die Broschüre zeigt dabei verschiedene Definitionen, Grundsätze und Prinzipien von Beteiligung auf und entwickelt so ein Beteiligungsverständnis, das sie den im Anschluss vorgestellten Beteiligungstools zugrunde legt.
„Kommunale Projekte und Initiativen können nur funktionieren, wenn man sich ein vollständiges Bild von den Ausgangsbedingungen macht und versteht, wo die Probleme einer Kommune, aber auch deren Potenzial liegen. Auf Veranstaltungen mit Bürger*innen können Visionen für die Kommune und konkrete Ideen entwickelt werden. Damit sich viele an diesen Prozessen beteiligen, sollten die Veranstaltungen kreativ und effektiv beworben werden. Liegen die Ideen dann auf dem Tisch, gilt es, die Bürger*innen dazu zu motivieren, sie auch umzusetzen. Hin und wieder treten Konflikte zwischen Akteur*innen auf und Interessen müssen ausgeglichen werden. Am Ende haben Projekte nur langfristigen Erfolg, wenn man es schafft, sie zu verstetigen.“ (Werg et al. 2019, S. 26)
So werden praktische Tools beschrieben, wie beispielsweise TED-Abstimmungen, partizipative Netzwerkanalysen, Runde Tische, Stadtteil-Spaziergänge oder aktivierende Befragungen. Diese können auf verschiedenen Ebenen und auf unterschiedliche Anlässe bezogen vielfältige Zielsetzungen verfolgen und in der kommunalen Praxis vor Ort themenspezifisch und zielgenau eingesetzt werden. Zur Einordnung und Konzeption der Formate empfiehlt sich ebenfalls der Blick in die Broschüre.
Mehr über das Thema „Beteiligung im DKBM“ erfahren Sie bei unserem Online-FACHTAGPartizipation am 9. November 2021. Merken Sie sich den Termin gerne schon vor! Weitere Informationen folgen in Kürze.
Autor: Niklas Gausmann, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen