Newsletter Transferkompakt November 2018
Thema: App „Integreat“ erleichtert Integration und Teilhabe.
Integration vor Ort zu unterstützen, Sprachbarrieren abzubauen und Informationstransparenz herzustellen - das sind die Ziele der mehrsprachigen App „Integreat“, die Kommunen und Organisationen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. In Niedersachsen ging sie im Frühjahr im Landkreis Rotenburg (Wümme) an den Start. Erstellt wurde der mobile Alltagsguide von der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe. Die verantwortliche Mitarbeiterin Marie Charbonnier fasst die Mehrwerte für Anbieter und Nutzer zusammen und gibt Praxis-Tipps für die Umsetzung.
Was bietet die App?
Die App „Integreat“ bietet zugewanderten Menschen die Möglichkeit, sich in der neuen Umgebung zu orientieren – und das in ihrer Muttersprache. Dabei kann die App ganz individuell an die Strukturen im jeweiligen Landkreis oder der Stadt angepasst werden. Über verschiedene Kategorien wie „Gesundheit“, „Familie“, „Sprache“ oder „Arbeit und Qualifizierung“ gelangen die Nutzerinnen und Nutzer zu den für sie relevanten Informationen. Sie finden beispielsweise Beratungsangebote oder Informationen zum Gesundheits-, Schul- oder Ausbildungssystem in Deutschland.
Was für einen Mehrwert gibt es für Landkreise oder Städte?
Durch die Digitalisierung entfallen viele Print-Broschüren. Die Vorteile der App sind daher zum einen, dass aktuelle Informationen in der App zeitnah und mehrsprachig angeboten werden können. Die Nutzer/-innen werden direkt erreicht und ihre Aktivitäten innerhalb der App statistisch erfasst.
Ein weiterer Mehrwert ist die Vernetzung der verschiedenen Akteure untereinander. Durch die Einführung der App werden die Angebote transparent und auch die Anbieter nehmen sich untereinander wahr und können voneinander profitieren.
„Integreat“ im Landkreis Rotenburg (Wümme)
Im Landkreis Rotenburg (Wümme) wurde die App am 9. März 2018 im Rahmen einer Messe gestartet, bei der sich verschiedene Beratungsstellen, Bildungsträger oder weitere Vereine und Projekte vorstellten. Eingeladen waren neuzugewanderte Personen. Mehrsprachiges Material und Übersetzer erleichterten die Kommunikation zwischen Besuchern und Ausstellern. Die App wurde in den Monaten Mai bis September 2018 im Landkreis mehr als 1.900 Mal aufgerufen und wird in allen sieben übersetzten Sprachen (Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch, Türkisch, Farsi und Arabisch) sowie in der deutschen Version genutzt.
Praxis-Tipps für die Einrichtung der „Integreat“-App
- Orientierung am Nutzer: Die inhaltliche Vorbereitung der App war eine sehr arbeitsintensive Phase. Zunächst musste eine nutzerfreundliche, das heißt möglichst intuitiv zu benutzende Struktur gefunden werden.
- Direkte Beteiligung der Institutionen: Die einzelnen Einträge wurden von allen beteiligten Institutionen Korrektur gelesen. Dieser Prozess war zeitintensiv, sorgte aber dafür, dass die App bereits vor ihrem Erscheinen einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Akteuren vor Ort hatte. Darüber hinaus können die Einträge leichter auf ihre Aktualität überprüft werden, da es für jeden Eintrag eine Bezugsperson gibt.
- Regelungen für Übersetzungen: Vor der Übersetzung in die verschiedenen Sprachen sollte ein stringenter Umgang mit Personen- und Eigennamen gefunden werden. Da bei Russisch, Arabisch und Persisch ein anderes Alphabet verwendet wird, ist es ratsam, zu entscheiden, ob Namen in lateinischer Schrift übernommen werden, ob beide Schriften oder nur die übersetzte Version verwendet werden soll. Auch sollten vor der Übersetzung Begriffe identifiziert werden, die in der Fremdsprache einer Erklärung bedürfen.
- Aktualisierungen im Blick: Die Aktualisierungen werden von der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe vorgenommen, die dabei mit Übersetzern aus dem Landkreis zusammenarbeitet. Wichtig ist, eine gute Übersicht zu den durchgeführten und den noch fehlenden Aktualisierungen zu führen.
- Aktive Bewerbung der App: Neueinträge werden über den Newsletter der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe beworben. Darüber hinaus wurde die App bei zahlreichen Institutionen, Arbeitsgruppen, aber auch internationalen Cafés oder ehrenamtlichen Vereinen vorgestellt. Mehrsprachige Karten mit dem QR-Code liegen in allen relevanten Stellen aus und sichern eine weitere Verbreitung.
- Motivation durch aktuellen Veranstaltungskalender: Besonders interessant für die Nutzerinnen und Nutzer sowie für die beteiligten Institutionen ist der Veranstaltungsbereich. Diesen Veranstaltungsbereich lebendig und aktuell zu halten, erhöht auch die Motivation der Nutzerinnen und Nutzer, immer mal wieder in die App zu schauen.
Autorin und Kontakt: Marie Charbonnier, Landkreis Rotenburg (Wümme), Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe, E-Mail: migrationlk-rowde