Newsletter Transferkompakt Juli 2020
Eine neue Unterstützungsstruktur für kommunale Bildungslandschaften.

Liebe Kolleginnen und Kollegen in den kommunalen Bildungslandschaften,
ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich von Ihnen als Leiter der Transferagentur Niedersachsen verabschieden. Meine „Reise“ mit der Transferagentur begann im Oktober 2014 mit dem grundständigen Aufbau einer funktionierenden Organisation zur Begleitung von Kommunen. Diese Reise endete für mich am 30.06.2020 in der Transferagentur und ich möchte an dieser Stelle gar keinen langen Rückblick auf die gemeinsam erzielten Erfolge des Teams der Transferagentur werfen – diese konnten wir Ihnen ja bereits mit unserem Jubiläumsnewsletter anbieten. Vielmehr waren es vor allem die menschlichen Kontakte und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen, die die Arbeit am DKBM besonders interessant und bereichernd für mich gemacht hat. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen allen bedanken!
Ich freue mich nun auf meine neue Aufgabe – nämlich die Leitung der BNE-Kompetenzagentur (BiNaKom Nord-West) – dem zweiten Projekt des Trägervereins Kommunales Bildungsmanagement Niedersachsen e.V. In diesem wird die kommunale Prozessbegleitung für das Themenfeld Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ein wichtiger Angebotsbaustein sein. Daher freue ich mich darauf, in Zukunft in Fragen der kommunalen BNE mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff BiNaKom und worum geht es bei diesem Projekt?
BNE-Kompetenzzentrum BiNaKom: Hintergrund
Nachhaltige gesellschaftlich-wirtschaftliche Entwicklung stellt eines der aktuell wichtigsten Zukunftsthemen nicht nur in Deutschland dar. Es gewinnt, ausgehend von verschiedenen Reports oder zivilgesellschaftlichen Aktivitäten, eine zunehmende Aufmerksamkeit und Bedeutung in der Bevölkerung. Deutschland widmet sich im Rahmen der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ dem anspruchsvollen Leitmotiv nachhaltiger Entwicklung mit seinen insgesamt 17 Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs). Die 17 SDGs berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. Um diesem Anspruch vor allem auch auf lokaler Ebene gerecht zu werden, als auch die Wirksamkeit der Aktivitäten zu erhöhen, bedarf es guter Angebote, Strukturen und Prozesse von Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Kommunen („vor Ort“). Sie bilden dabei den Ort, an dem die verschiedenen bildungsbezogenen Aktivitäten zusammenlaufen. Aufbauend auf den Erfahrungen der Programme „Lernende Regionen“, „Lernen vor Ort“ und vor allem der „Transferinitiative für kommunales Bildungsmanagement“ sollen Kommunen dabei unterstützt werden, die dort entwickelten Ansätze mit den verschiedenen Initiativen zu BNE in der Kommune zu verzahnen und zu optimieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert dazu ein Kompetenzzentrum Kommune mit dem Ziel, dazu beizutragen, BNE entlang der Bildungskette auf kommunaler Ebene strukturell zu verankern und damit eine notwendige Voraussetzung für eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung in Kommunen zu schaffen.
Das Projekt „Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune: BNE-Kompetenzzentrum für Prozessbegleitung und Prozessevaluation (BiNaKom)“ wird in den kommenden drei Jahren das Vorhaben umsetzen und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Der Projektverbund
Hinter BiNaKom steht ein Verbund aus drei Partnern. Zu diesem Verbund gehören:
- das Deutsche Jugendinstitut e.V. (mit den Standorten München und Halle/Saale
- der Trägerverein Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Niedersachsen e. V. (Standort Bissendorf bei Osnabrück)
- das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Leipzig
Der Projektverbund bringt mit seinen Institutionen vielfältige fachliche, methodische und regionale Kompetenzen ein, um die Kommunen intensiv bei der Implementierung von BNE-Strukturen und Prozessen in ihren Bildungslandschaften umfassend zu unterstützen.
Ziele des Kompetenzzentrums
Das Vorhaben sieht einerseits die wissenschaftlich fundierte Prozessbegleitung der Umsetzung von Initiativen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und die Unterstützung bei deren struktureller Verankerung in das kommunale Bildungsmanagement vor, und andererseits eine formative Evaluation des Umsetzungsprozesses als empirische Begleitforschung.
Deutschlandweit sollen insgesamt circa 50 Kommunen mit unterschiedlichen BNE-Erfahrungsständen erreicht, unterstützt und wissenschaftlich begleitet werden. Dort werden verschiedene kommunale Steuerungsebenen – von der Kommunalpolitik über Verwaltung bis in die Zivilgesellschaft – adressiert, um BNE auf kommunaler Ebene strukturell zu verankern und Prozesse vor Ort empiriebasiert zu optimieren.
Das Kompetenzzentrum erfasst, welche Aktivitäten im Bereich von BNE in den Kommunen bestehen, welche Akteure dabei involviert und welche Zielstellungen und Strategien jeweils vorhanden sind. Es unterstützt die Umsetzungsprozesse der Verankerung von BNE in die kommunalen Bildungsstrategien, identifiziert gute Ansätze und Formate und regt einen interkommunalen Austausch (Praxistransfer) an.
Schritte zur Umsetzung
Zunächst bauen die Verbundpartner das bundesweit agierende Kompetenzzentrum mit einer entsprechenden öffentlichen Sichtbarkeit (eigener Webauftritt und weitere Materialien) auf. Die Mitarbeitenden des Kompetenzzentrums gehen aktiv auf Kommunen zu, sind aber zugleich auch für interessierte Kommunen, die mit dem Zentrum Kontakt aufnehmen offen. Eine gemeinsame Auftaktveranstaltung ist für den Beginn des Jahres 2021 geplant.
Die zentrale Aufgabe des BNE-Kompetenzzentrums ist die Prozessbegleitung der circa 50 Modellkommunen. Diese werden in regional differenzierter Zuständigkeit von den Teams der drei Standorte Halle/Saale (Nord-Ost), München (Süd) sowie Osnabrück (Nord-West) auf Basis eines einheitlichen Beratungskonzeptes begleitet. Es kommen unterschiedliche Formate zum Tragen, die von individuellen, regionalspezifischen bis zu interkommunal-übergreifenden Angeboten reichen.
Die Prozessbegleitung stützt sich auch auf die Analysen der formativen Evaluation, die das BNE-Kompetenzzentrum durchführt. Diese beginnt mit einer Bestandsanalyse und Systematisierung der BNE-Aktivitäten in den Modellkommunen. Weitergehend werden quantitative Befragungen in den Modellkommunen zur Prozessumsetzung durchgeführt. Um Entwicklungen sichtbar machen zu können, werden sie als Wiederholungsbefragung realisiert. Zusätzlich finden an ausgewählten Standorten qualitative Vertiefungsbefragungen und -studien statt. Hierbei sollen v.a. Gelingensbedingungen, aber auch Hemmnisse bei der Umsetzung von BNE-Prozessen vor Ort offengelegt werden.
Flankiert wird die Arbeit durch einen produkt- und prozessorientierten Wissenstransfer vermittelt über die verschiedenen Kanäle (digital, analog, persönlich, im Prozess, in Formaten) von BiNaKom.
Autor: Dr. Marco Schmidt, Projektleitung Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune: BNE-Kompetenzzentrum für Prozessbegleitung und Prozessevaluation (BiNaKom), Standort Nord-West, E-Mail: Marco.Schmidtbinakom-nwde