Newsletter Transferkompakt September 2017
Thema: Netzwerke Frühe Hilfen - Beispiel für gelingende Vernetzung.
Welche funktionierenden Netzwerke und Gremien zu Bildungsthemen gibt es in den niedersächsischen Kommunen? Diese und weitere Fragen stellt die Transferagentur Niedersachsen Bildungsverantwortlichen vor Ort zu Beginn ihres Begleitprozesses, um einen Kenntnisstand über vorhandene Strukturen eines datenbasierten Bildungsmanagements und Entwicklungsbedarfe zu gewinnen. Ein erfolgreiches Gremium, das in vielen Kommunen genannt wird, ist das „Netzwerk Frühe Hilfen“ aus dem Bereich der Jugendhilfe, das bereits 2007 initiiert wurde. Ein Grund für uns, einen genaueren Blick auf diese Netzwerke zu werfen und Anknüpfungspunkte für das Bildungsmanagement aufzuzeigen.
Für einen Transfer guter Praxis in das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement interessieren insbesondere Aspekte der effektiven Steuerung der kommunalen Netzwerke Frühe Hilfen. Wie sind sie gestaltet? Was ist bei der Koordinierung zu beachten? Welche Erkenntnisse können auch für die Gestaltung anderer Netzwerke genutzt werden? Als Impuls, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, haben wir Material zusammengestellt.
Was ist das Ziel der Netzwerke Frühe Hilfen und wie arbeiten sie in Niedersachsen?
Ziel der Netzwerke Frühe Hilfen ist es, den Kinderschutz durch Koordinierung von bedarfsgerechten Präventions- und Interventionsmaßnahmen vor Ort zu steigern. Alle Akteure, deren Zuständigkeit (unter anderem) vor der Geburt und in den ersten Lebensjahren eines Kindes im Umfeld seiner Familie liegt, kommen hier zusammen. Es vernetzt sich das Fachpersonal aus unterschiedlichen kommunalen Ämtern, von Trägern der Jugendhilfe, der Polizei, Familienhebammen, Ärzte und Vertreter/-innen der Justiz, aber auch Ehrenamtliche sind beteiligt. In Niedersachsen wurde der Ansatz zunächst an den vier Modellstandorten Hannover, Oldenburg, Lüneburg und Braunschweig im Rahmen des Modellprojektes Koordinierungszentren Kinderschutz – kommunale Netzwerke Früher Hilfen (2007–2011) erprobt. Mittlerweile ist die Installierung eines Netzwerkes Frühe Hilfen in den Kommunen im Bundeskinderschutzgesetz verankert. Auf Länderebene werden die kommunalen Netzwerke durch die Koordinierungsstellen zusammengebracht und es erfolgt ein Transfer.
Mehr über die Ziele und Arbeitsweise der Netzwerke fasst das Niedersächsische Ministerium für Soziales in einem Informationsfilm zusammen.
Wie sind die kommunalen Netzwerke Frühe Hilfen strukturiert?
Die kommunalen Netzwerke sind eingebettet in landes- und bundesweite Strukturen. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen ist Kompetenzzentrum und Koordinierungsstelle des Bundes für die Bundesinitiative Frühe Hilfen, veranstaltet Fachtagungen und Konferenzen und stellt Publikationen sowie eine kommunale Austauschplattform bereit. Die Koordinierungsstellen der Länder sind zuständig für Qualifizierung, Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen. Sie betreiben einen länderübergreifenden fachlichen Austausch und beraten die Kommunen. In den kommunalen Netzwerken Frühe Hilfen arbeiten Fachkräfte der Frühen Hilfen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen und tauschen sich über ihre jeweiligen Angebote und aktuelle Bedarfe aus. Eine Netzwerkkoordinatorin bzw. ein Netzwerkkoordinator des kommunalen Jugendamtes hält die Fäden zusammen, fördert und organisiert die Zusammenarbeit aller Einrichtungen und Fachkräfte. Familienhebammen sind als Teil der Bundesinitiative Frühe Hilfen wichtige Teilhabende der Netzwerke. Ehrenamtliche bringen sich mit zivilgesellschaftlichem Engagement in die Netzwerke Frühe Hilfen ein.
Um ein Netzwerk wirksam zu gestalten, bedarf es einer Steuerung. Welche Aspekte sind hierbei zu beachten?
In einem Impuls unterscheidet Prof. Dr. Dr. Herbert Schubert zwei Verfahrensweisen bei der Gestaltung von Steuerungsprozessen: „Das Netzwerkmanagement stellt eine Führungsaufgabe dar und bezieht sich auf die Organisation des gesamten lokalen Netzwerks. Dabei sind in besonderer Weise Leitungspersonen im zuständigen Dezernat oder Fachbereich des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe gefordert, Verantwortung zu übernehmen. ... Die Netzwerkkoordination bezieht sich demgegenüber in erster Linie auf die Prozessorganisation des Strukturnetzwerks – diese erfolgt im Sinne einer Geschäftsstelle, die im Auftrag von Leitungspersonen im zuständigen Dezernat oder Fachbereich des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe handelt und den gesetzten Rahmen des Netzwerkmanagements realisiert.“
Wie kann die Netzwerkarbeit in der Praxis funktionieren?
Darauf gibt der Abschlussbericht der Modellphase der Frühen Hilfen in Niedersachsen Antwort: „Die im Rahmen des Modellprojektes geforderten Vereinbarungen zwischen den Kooperationspartnern, die Rahmenbedingungen benennen für die Zusammenarbeit, die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, Rückkopplungen etc. können nach wie vor als ein Gütekriterium für ein langfristig angelegtes auch personenunabhängig stabiles Netzwerk interdisziplinärer Kooperation angesehen werden.“
Welche Ergebnisse konnten bisher erzielt werden?
Der Landkreis und die Stadt Göttingen haben den gemeinsamen Aufbau des Netzwerkes Frühe Hilfen durch die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim wissenschaftlich begleiten lassen. Ergebnisse, überwiegend inhaltlicher Art, sind in einer Handreichung nachzulesen. Bezogen auf die Zusammenarbeit im Netzwerk erhielten die Wissenschaftler durch die Erhebung folgende Resonanz: „Als Förderfaktoren für eine systemübergreifende Zusammenarbeit wurden insbesondere ein persönlicher Kontakt, gleichbleibende Ansprechpartner/innen sowie langjährige und somit verstetigte Projekte bzw. Einrichtungen angesehen.“