Newsletter TRANSFERkompakt November 2020
Thema: Bildungsberichte – Antworten auf kommunale Fragestellungen.
In Niedersachsen zählen wir aktuell über 35 veröffentlichte Bildungsberichte und thematische Analysen als Produkte des kommunalen Bildungsmonitorings. Ziel der Publikationen ist es, die spezifisch regionalen Bedarfe festzustellen, um anschließend individuell passende Maßnahmen zu entwickeln und die Bildungslandschaft vor Ort zielgerichtet mitzugestalten. Orientierungspunkt für viele umfassende Bildungsberichte ist das lebenslange Lernen. Dabei kann auf die standardisierten Indikatoren des Anwendungsleitfadens zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings zurückgegriffen werden, der diese anhand der verschiedenen Bildungsbereiche kategorisiert. Wie zudem spezifische Fragestellungen im Sinne der eigenen kommunalen Bildungsstrategie beantwortet und herausgestellt werden können, analysiert dieser Artikel exemplarisch anhand von zwei Bildungsberichten. Im Fokus dabei: Bildungschancen und Integration durch Bildung.
Konzeptionelle Aspekte der ausgewählten Bildungsberichte
Für die hier vorgenommene exemplarische Betrachtung der Inhalte werden zwei aktuelle Bildungsberichte aus Niedersachsen fokussiert: Der Dritte umfassende Bildungsbericht – Bildung im Heidekreis 2019 und der Dritte Bildungsbericht für den Landkreis Stade 2019 – Integration durch Bildung.
Wie die Tabelle zeigt, orientieren sich beide Berichte in ihrer Grundstruktur an den Bildungsbereichen des Anwendungsleitfadens. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass die Auswahl der Indikatoren und insbesondere die Darstellung der Kennziffern mit ihren Merkmalsausprägungen von den kommunenspezifischen Zielsetzungen bestimmt ist.
Heidekreis: Frage nach den Bildungschancen
Der Heidekreis bezieht sich in seinem Bericht auf den Masterplan Bildung, der seit 2013 die kommunale Bildungsstrategie umfasst und seither fortgeschrieben wird. Erstes Untersuchungsziel sind „Aussagen zur Bildungsteilnahme“ (Landkreis Heidekreis 2020, S. 4), das zweite Untersuchungsziel geht der „Frage nach einem Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Hintergrund der Region bzw. der Kinder und Jugendlichen in der Region und Bildungsübergängen bzw. -erträgen“ (ebd.: S. 5) nach.
Mit einer Analyse der Bildungsteilnahme, der Bildungsübergänge und der Schulabschlüsse ist es dem Heidekreis gelungen, Aussagen zu den Bildungschancen über die Bildungsbereiche hinweg nach Geschlecht, Herkunft und sozioökonomischem Hintergrund treffen zu können.
Zur Darstellung des Untersuchungsziels nach dem Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Hintergrund und den Bildungsübergängen bzw. -erträgen wurden relevante Kennzahlen mit entsprechenden Merkmalsausprägungen erhoben, in diesem Fall der Anteil von Kindern vor der Einschulung im Heidekreis mit Sprachauffälligkeiten nach Bildungsgrad der Eltern (Kap. B 2.3) und der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die von der entgeltlichen Ausleihe von Lernmitteln befreit sind, nach Schularten (Kap. C 1).
Landkreis Stade: Frage nach Integration durch Bildung
Auch der Landkreis Stade nimmt in seinem Bericht unmittelbar Bezug auf die eigene Bildungsstrategie, die zu den seit 2014 bekannten Handlungsfeldern „Übergänge gestalten“, „Fachkräfte sichern“, „Bildungsqualität“ sowie „Vernetzung und Unterstützung“ das neue Handlungsfeld „Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ zählt (vgl. Landkreis Stade 2019, S. 7). Eine zentrale Zielsetzung des Berichtes wird durch den Untertitel hervorgehoben: Integration durch Bildung.
Um Aussagen zur Integration durch Bildung formulieren zu können, hat der Landkreis Stade die Bildungsangebote für Neuzugewanderte – im Besonderen der Sprachförderung – über die Bildungsbereiche hinweg analysiert.
Zur Darstellung der Sprachförderung als wesentliches Element der Integration durch Bildung werden die Integrationskurszahlen nach Teilnahmeberechtigung, Teilnehmerinnen/Teilnehmern und Absolventinnen/Absolventen sowie das Niveau der Abschlüsse erhoben (Kap. A. 4), ebenso wie die Entwicklung der Zahl geförderter Schüler/-innen in der Spracherwerbsförderung an allgemeinbildenden Schulen (D. 3) und die Teilnahme an SPRINT und SPRINT-Dual nach Geschlecht und Herkunftsland (E. 5).
Fazit: Standardisierte Indikatoren strategisch auswählen
Der Bildungsbericht dient dazu, die Situation der Bildungslandschaft vor Ort datenbasiert abzubilden. Dafür ist es notwendig, Indikatoren zu bestimmen und statistisch zu erfassen. Darüber hinaus müssen auch Fragen formuliert sein, die das Erkenntnisinteresse widerspiegeln und damit zur strategischen Steuerung beitragen. Ein Bildungsbericht besteht aus standardisierten Indikatoren, die aber entsprechend der strategisch leitenden Ziele ausgewählt werden. Die Beispiele aus dem Landkreis Heidekreis und dem Landkreis Stade zeigen, wie es den Kommunen gelungen ist, durch Bestimmung der Indikatoren auf konkrete Fragestellungen Antworten zu finden.
Autorin: Maria Leuschner, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen