Newsletter Transferkompakt November 2015
Thema: Ein Jahr Transferagentur Niedersachsen.
Seit dem Herbst des vergangenen Jahres gibt es die Transferagentur Niedersachsen. Vom Standort Osnabrück aus unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kommunen in ganz Niedersachsen bei der Etablierung von Instrumenten und Modellen des Bildungsmanagements. Von Beginn an ist das Angebot der Transferagentur auf ein reges Interesse bei den Bildungsakteuren gestoßen. Im Februar 2015 wurde mit einer großen Auftaktveranstaltung das Startsignal für die Arbeit der Transferagentur gegeben. Bis jetzt wurde die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an niedersächsischen Städten und Landkreisen vereinbart. „Die hohe Nachfrage nach den Angeboten der Transferagentur zeigt, dass Bildung in den Kommunen des Landes ein Thema mit hohem Stellenwert ist“, hebt Landrat Dr. Michael Lübbersmann, Vorsitzender des Vorstandes des Trägervereins der Transferagentur, hervor.
Bildung: Eine zentrale Strategie für eine lebenswerte Zukunft
„Bildung ist ein zentraler Motor für die Regionalentwicklung. Regionen müssen darin unterstützt werden, integrierte regionale Bildungskonzepte zu entwickeln, die die Gesamtbiografie der Individuen und das Lernen im Lebenslauf in den Fokus nehmen.“ Das war die wesentliche Empfehlung des Innovationskreises Weiterbildung, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2008 eingesetzt hatte, um die Strategie zur Gestaltung des Lernens im Lebenslauf zu entwickeln. Das Bundesministerium setzte diese Empfehlung mit dem Programm „Lernen vor Ort“ um, das 40 ausgewählte Kommunen in ganz Deutschland unterstützt hat, regionale Bildungskonzepte voranzubringen. Darunter waren mit den Landkreisen Osnabrück, Stade, Heidekreis und der Stadt Osnabrück auch vier Kommunen aus Niedersachsen. Um die in den „Lernen vor Ort“-Kommunen entstandenen Konzepte und Strategien bundesweit zur Verfügung zu stellen, hat das BMBF 2014 die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement gestartet: Neun Transferagenturen begleiten Kommunen deutschlandweit und arbeiten dabei eng in einem Netzwerk zusammen, in dem sie Lösungen für die kommunalen Herausforderungen gemeinsam weiterentwickeln. Sie organisieren und moderieren den Transfer erfolgreicher Modelle und Steuerungsansätze aus den „Lernen vor Ort“-Kommunen, aber auch von anderen guten Beispielen aus der kommunalen Praxis.
Lösungsansatz: Datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement
Das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement (DKBM) ist ein Lösungsansatz der Bildungssteuerung, bei dem strategische und operative Zielsetzungen auf der Basis einer fundierten Faktenlage in Abstimmung mit allen relevanten Akteuren erarbeitet und umgesetzt werden. Seit 2009, mit Programmbeginn von „Lernen vor Ort“, haben die Kommunen viel in ihren Bildungslandschaften bewegt und die Entwicklung eines DKBM maßgeblich vorangetrieben. Die spezifischen Ausgangslagen und Rahmenbedingungen einer Region bringen dabei unterschiedliche Zielsetzungen hervor, wie zum Beispiel:
- Die Angebotslandschaft vor Ort durch ein aufeinander angestimmtes Bildungsangebot weiterzuentwickeln,
- Bildungsungleichheit abzubauen und Bildungsbeteiligung zu erhöhen,
- Fachkräfte der Region zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Kommune zu erhalten,
- Das bildungsbezogene Handeln der Kommune auf eine fundierte Datenbasis zu stellen,
- Gemeinsam Verantwortung für die zukünftige Gestaltung der Kommune in Bildungsfragen zu übernehmen, und zwar über Zuständigkeits- und Professionsgrenzen hinweg.
Das kommunale Bildungsmanagement erweitert die traditionelle, eher punktuelle Perspektive nun auf ein gesamtes Bildungssystem vor Ort. Es beinhaltet dabei die Dimensionen:
- Strategie: Strategisches Gesamtkonzept mit der Entwicklung von gemeinsamen Zielen und deren Implementierung
- Datenbasierung: Kontinuierlich, systematisch und standardisiert durchgeführtes kommunales Bildungsmonitoring zur Validierung von Informationen als Entscheidungsgrundlage
- Partizipation, Koordinierung, Vernetzung: Gemeinsames Wirken von Institutionen und Organisationen für eine effektive Steuerung
- Organisationsstrukturen: Verlässliche Organisationsstrukturen als Grundlage von kontinuierlicher Zusammenarbeit
Den teilnehmenden Kommunen aus „Lernen vor Ort“ ist es gelungen eine Vielzahl von Akteuren dauerhaft strategisch zu vernetzen. Sie haben Daten gesammelt, aufbereitet und darauf aufbauend Bildungsberichte veröffentlicht. Sie haben Handlungsfelder identifiziert, Strategien entwickelt, Maßnahmen umgesetzt und nicht zuletzt das Thema Bildung der Öffentlichkeit nähergebracht. Vor allen Dingen haben sie gezeigt: Es ist möglich, gemeinsam Verantwortung für die Bildungssituation vor Ort zu übernehmen und zu einer Bildungslandschaft beizutragen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird.
Angebot: Die Transferagentur begleitet Kommunen
Unter dem Leitsatz „von Kommunen für Kommunen“ begleitet die Transferagentur Niedersachsen die Kommunen kostenlos bei der Umsetzung vielfältiger Themen im Rahmen des Auf- oder Ausbaus des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements. Die Transferagentur konnte durch die Arbeit in den Kreisen und kreisfreien Städten des Landes bereits Einblicke in den Stand der Entwicklungen der Bildungsmanagement-Systeme erlangen. Unabhängig von den zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen wurden bereits vielversprechende Konzepte entwickelt. Mit der Begleitung durch die Transferagentur können die erfolgreichen Ansätze nun noch zielgerichteter weiterverfolgt werden.
Basierend auf dem Wissensaustausch zwischen Kommunen, Bildungsregionen, Akteuren der Zivilgesellschaft, Stiftungen und weiteren Experten liegt die Aufgabe der Agentur darin, die guten Beispiele und Erfahrungen aus der kommunalen Praxis zu ermitteln und auf die Bedarfe einer einzelnen Kommune individuell anzupassen. Dadurch werden passgenaue Lösungen für die jeweilige Kommune erarbeitet.
Beginnend mit einer Ist-Stand-Analyse wird im weiteren Verlauf ein Transferplan erstellt. Dieser beschreibt die Entscheidung der Kommune über geeignete Modelle und Instrumente, die in der Kommune etabliert werden sollen. Es kann sich dabei um einzelne Bildungsprojekte im Rahmen einer Gesamtstrategie, um Steuerungsinstrumente sowie umfassende Modelle und deren Prozesse in den kommunalen Strukturen handeln. Mit der Anpassung der ausgewählten Instrumente auf die identifizierten lokalen Bedarfe findet der sogenannte Transfer der „guten Beispiele“ statt.
Für die Begleitung in der Implementierungsphase bietet die Agentur ein Qualifizierungsprogramm an. Kommunalen Fachkräften und deren Partnern sind mit den regelmäßigen Workshop- und Transfer-Cluster-Veranstaltungen die Möglichkeit gegeben, sich mit anderen Kommunen auszutauschen – über ähnliche Ausgangslagen, mögliche Lösungsansätze, das Vorgehen bei der Umsetzung sowie die Voraussetzungen für ein Gelingen oder die erkennbaren Hemmnisse. Mit den Fachinformationen und Ergebnissen aus diesen Veranstaltungen wird das Vorgehen in der Kommune sowohl auf strategischer als auch operativer Ebene durch die Transferagentur fachlich begleitet.
Darüber hinaus steht allen interessierten Expertinnen und Experten des Bildungsbereiches die Teilnahme an den regelmäßigen Großveranstaltungen der Transferagentur offen. Mit diesen Veranstaltungen wird das Netzwerk des kommunalen Bildungsmanagements in Niedersachsen durch die Transferagentur maßgeblich gestaltet und durch den Austausch der Beteiligten auf Augenhöhe mit Leben erfüllt. Für einen praxisnahen Wissensaustausch und -transfer zwischen den unterschiedlichsten Akteuren, für die Vernetzung von Kommunen, Bildungsregionen, Zivilgesellschaft, Stiftungen und Experten bieten dieses regelmäßigen Veranstaltungen eine Plattform, auf der sich interessierte Fachkräfte fachspezifisches Wissen und umfassende Informationen gemeinsam erarbeiten und austauschen. Am 09. November 2015 fand in Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium erstmalig ein jährlicher Bildungsmanagement-Kongress in Oldenburg statt. Weitere Veranstaltungen sind die themenspezifischen Fachtage, die z.B. im Mai 2015 zum Thema Bildungsmonitoring und im Oktober 2015 zum Kommunalen Bildungsmanagement stattfanden. Der nächste Fachtag wird sich am 25. Februar 2016 mit dem Thema Kooperation mit Stiftungen und Akteuren der Zivilgesellschaft befassen.
In verschiedenen Publikationen bereitet die Transferagentur zudem aktuelle Themen zum Bildungsmanagement auf, die frei zugänglich sind. Über die Website können sowohl der regelmäßige Online-Newsletter TRANSFERkompakt als auch das dreimal im Jahr erscheinende, themenspezifische Magazin TRANSFERkompass kostenfrei bestellt werden.